Ganztagsbetreuung erfolgreich gestalten: Voraussetzungen schaffen für eine nachhaltige Integration von Musik und Sport
Sport- und Musikverbände in Baden-Württemberg fordern in gemeinsamer Medienmitteilung verlässliche Rahmenbedingungen für Ganztagskooperationen
Stuttgart, 31. März 2025. Die Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab dem Schuljahr 2026/2027 stellt Schulen und außerschulische Bildungspartner vor große Herausforderungen. Der Landessportverband Baden-Württemberg, der Landesmusikverband Baden-Württemberg, und der Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs betonen ihre Bereitschaft, als verlässliche und qualifizierte Partner im Ganztag mitzuwirken, fordern jedoch klare Rahmenbedingungen und Unterstützung seitens der Politik.

v.l.n.r.: Christoph Palm, Präsident des Landesmusikverbandes Baden-Württemberg; Jürgen Scholz, Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg; Ingo Sadewasser, Vorsitzender des Landesverbandes der Musikschulen Baden-Württembergs
Verlässliche Strukturen und verbindliche Rahmenbedingungen schaffen
Die Verbände betonen, dass klare strukturelle und finanzielle Vorgaben erforderlich sind, um außerschulische Angebote nachhaltig in den Ganztag zu integrieren. Die Verbände fordern eine strukturierte Koordinierung mit einheitlichen Finanzierungsmodellen, die Kommunen, Vereine und Bildungseinrichtungen entlasten. Darüber hinaus ist die Bereitstellung von Landesmitteln für die notwendige Aus- und Weiterbildung von Fachkräften sowie finanzielle Unterstützung der Kommunen durch Land und Bund für die Umsetzung von musikpädagogischen Bildungs- und Betreuungsangeboten der Vereine und Musikschulen im Ganztag nötig. Eine verlässliche finanzielle Unterstützung ist essenziell, um qualitativ hochwertige Angebote sicherzustellen, denn „eine Chance der Ganztagesbetreuung ist es, gleiche Chancen für alle Kinder zu schaffen. Wenn jetzt wieder unterschiedliche Kalkulationen ins Spiel kommen und Vereine ihre Kosten individuell abrechnen, dann landen wir letztlich bei einem Flickenteppich“, sagt Jürgen Scholz, Präsident des Landessportverbandes Baden-Württembergs.
Flexible Modelle ermöglichen: Einbindung außerschulischer Partner optimieren
Viele Musikangebote könnten vormittags in den Schulalltag integriert werden, wie dies in den gebundenen Ganztagsgrundschulen, die bislang allerdings nur einen kleinen Teil ausmachen, der Fall ist. „Wir brauchen eine echte Verzahnung von Schulunterricht und außerschulischen Angeboten, besonders in den offenen Ganztagsschulen und den weiteren Grundschulen, auch mit Blick auf die Bildungsgerechtigkeit“, fordert Ingo Sadewasser, Vorsitzender des Landesverbands der Musikschulen Baden-Württembergs. Ein Vorschlag der Verbände: Schulen erhalten mehr Freiraum für Kooperationen, z. B. durch flexible Unterrichtszeiten oder die Möglichkeit, musikalische Ensembles und Sportgruppen als festen Bestandteil des Schultags anzubieten. Eine weitere Lösung könnte sein, einen dritten Ort zu definieren: „So könnte an einem Tag ein Ensemble in der Musikschule proben oder ein Sportangebot auf dem Vereinsgelände stattfinden, und die Kinder verlassen für diese Zeit den Ganztag. Solche flexiblen Modelle sind notwendig, um die Vielfalt der Bildungswege zu erhalten“, so Sadewasser.
Personal gewinnen: Qualifizierung und Anerkennung stärken
Während die Musikschulen für ihre Angebote auf festangestellte Lehrkräfte mit einer hervorragenden musikpädagogischen Ausbildung zurückgreifen können, die lediglich Zusatzqualifizierungen im Bereich von Unterricht von heterogeneren Großgruppen benötigen, sehen die Vertreter von Amateurmusik und Sport eine große Herausforderung in der Gewinnung von ausreichend qualifiziertem Personal. Christoph Palm, Präsident des Landesmusikverbandes erklärt: „Die Motivation vieler Ehrenamtlicher in der Amateurmusik und im Sport ist hoch, sich hier einzubringen – doch ob das quantitativ reicht, bleibt fraglich. Wir müssen uns auch in neuen Bereichen behaupten und den Markt für qualifizierte Kräfte aktiv gestalten.“ Die Verbände setzen im Rahmen des Angebots ihrer Weiterbildungsangebote, der Akademien und Landessportschulen auf modulare Fortbildungsprogramme, die sich an Übungsleiter, Musikpädagogen und Quereinsteiger richten.
Infrastruktur ausbauen: Räume für Bildung und Bewegung schaffen
Die Verbände fordern auch, dass Sportstätten und Proberäume an die neuen Anforderungen angepasst werden müssen: „Neben dem Personal fehlt es vielerorts auch an geeigneten Räumlichkeiten. Viele Sportstätten sind in schlechtem Zustand oder gar nicht für Ganztagsangebote ausgelegt. Wenn mehr Sport bis 16 oder 17 Uhr stattfindet, überschneidet sich das mit den Trainingszeiten der Vereine. Es braucht dringend eine bessere Infrastruktur und langfristige Planung, um Konflikte zwischen Schulsport und Vereinsbetrieb zu vermeiden“, warnt Scholz.
Fazit: Zusammenarbeit jetzt intensivieren
Die beteiligten Verbände appellieren an die Politik, die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Ganztagsbetreuung jetzt verbindlich zu gestalten. „Wir müssen gemeinsam an Lösungen arbeiten, statt Verantwortung hin und her zu schieben“, so Palm. Die vorgeschlagenen Maßnahmen könnten kurzfristig umgesetzt werden und langfristig für stabile Strukturen sorgen. „Wenn wir die richtigen Weichen stellen, profitieren alle: Kinder, Schulen, Vereine und die gesamte Gesellschaft.“
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Landessportverband Baden-Württemberg
Der Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) ist die Dachorganisation der Sportselbstverwaltung in Baden-Württemberg. Seine Rechtsform ist der eingetragene Verein. Der Landessportverband vertritt die gemeinsamen Interessen seiner 99 Mitgliedsorganisationen.
Mit 4,18 Mio. Mitgliedschaften und 11.268 Vereinen ist der Landessportverband die größte Personenvereinigung im Land Baden-Württemberg. Der organisierte Sport bietet u.a. für etwa 1,6 Millionen Kinder und Jugendliche Sportangebote, Persönlichkeitsbildung sowie Gemeinschaft.
Pressekontakt: Klaus-Eckhard Jost
Landessportverband Baden-Württemberg e. V.
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Landesmusikverband Baden-Württemberg
Im Landesmusikverband Baden-Württemberg e. V. (LMV) haben sich vier Chor- und sieben Instrumentalverbände zu einem gemeinsamen Dachverband zusammengeschlossen. Sie vertreten nahezu 12.000 Ensembles von Chor- und Musikvereinen mit insgesamt rund einer Million Mitgliedern.
Als starker Dachverband setzen wir uns für die gemeinsamen Interessen gegenüber Politik und Gesellschaft ein, um allen Menschen einen niederschwelligen Zugang zu Musik zu ermöglichen
Pressekontakt: Samira Golderer, Geschäftsführerin im Landesmusikverband Baden-Württemberg e. V.
Eisenbahnstr. 59 | 73207 Plochingen
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Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs
Der Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs e.V. (LVdM BW) ist der Träger- und Fachverband der nach dem Jugendbildungsgesetz anerkannten öffentlichen, gemeinnützigen Musikschulen im Südwesten. Seine Mitgliedsschulen sind zugleich Mitglieder im Verband deutscher Musikschulen (VdM). Innerhalb des VdM gehört der Landesverband zu den größten Landesorganisationen.
Derzeit gehören dem Landesverband 212 Musikschulen an, die mit rund 8.000 Lehrkräften über 300.000 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine qualifizierte außerschulische musikalische Bildung vermitteln.
Pressekontakt: Christine Cavallotti, Referat Verbandskommunikation | Public Affairs
Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs e.V.
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